Jinmeng gibt Pfand an einem Leergutautomaten zurück.
Zurückgeben statt wegwerfen, wiederverwenden statt verschwenden. © Jinmeng

Nachhaltig leben in Deutschland

Zurückgeben statt wegwerfen, wiederverwenden statt verschwenden. Nachhaltigkeit wird in Deutschland großgeschrieben und umfasst viele Bereiche. Welche Maßnahmen in Deutschland zum Alltag gehören, seht ihr hier.

ZIELSTREBIG IM KREIS

Aus Rohstoffen wird Glas, aus Glas werden Flaschen, aus Flaschen werden wieder Rohstoffe und immer so weiter. Alles mit dem klaren Ziel, die Ressourcen unseres Planeten zu schonen. Eingeführt wurde das sogenannte Mehrweg-System schon vor Jahrzehnten. Jinmeng aus China, die an der Uni Mainz am Campus Germersheim Translationswissenschaft studiert, ist das System schon bald nach ihrer Ankunft in Deutschland aufgefallen. Was sie beeindruckt: „Anstatt Pfandflaschen einzeln in den Automaten zu schieben, kann man sogar ganze Kästen reinstellen. Das hätte ich nicht gedacht.“ Seit 2023 gibt es sogar eine Mehrwegangebotspflicht für die deutsche Take-Away-Gastronomie. Das heißt: Wenn du dir zum Beispiel ein Nudelgericht abholst und ein Getränk dazu kaufst, ist das Restaurant verpflichtet, dir eine Mehrwegoption anzubieten.

ES DREHT SICH NICHT NUR UM GLAS

Das gleiche Prinzip funktioniert auch mit anderen Materialien und Produkten. So werden zum Beispiel PET-Plastikflaschen in Deutschland fast komplett recycelt. Ansonsten wird Plastik in immer mehr Bereichen vermieden. Im Supermarkt sind für die Einkäufe Papiertüten oder Stofftaschen erhältlich, die man immer wieder verwenden kann. Sogar Strohhalme, Besteck oder Trinkbecher aus Plastik wurden mittlerweile abgeschafft und durch nachwachsende organische Materialien wie Bambus oder Maisstärke ersetzt. Und der Abfall zu Hause wird strikt sortiert und in verschiedenfarbige Tonnen geworfen: Gelb für Kunststoff, Grün (bzw. Braun) für Biomüll, Blau für Papier, Grau (bzw. Schwarz) für Restmüll. Jinmeng erzählt: „Von Anfang an habe ich darauf geachtet, den Müll genau zu trennen.“ Und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Manchmal sogar noch genauer als einige meiner deutschen Mitstudierenden.“ Neben den häuslichen Mülltonnen gibt es in fast jedem Ort in Deutschland auch Containersammelstellen. 

Pfand gehört daneben!

Wenn du einmal Pfandflaschen oder -dosen neben einem öffentlichen Abfallbehälter statt darin siehst, hat das nichts mit mangelnder Zielgenauigkeit zu tun. Diese Flaschen hat sehr wahrscheinlich jemand extra dort abgestellt, damit eine bedürftige Person sie einsammeln, im Supermarkt einlösen und sich so etwas „dazuverdienen“ kann. Bei bis zu 25 Cent pro Flasche oder Dose kommt da schon einiges zusammen!

Douaas verschiedene Taschen aus nachhaltigem Material zum Transportieren und Wiederverwenden.
Douaas verschiedene Taschen aus nachhaltigem Material zum Transportieren und Wiederverwenden.© Douaa

Müllentsorgung

An Containersammelstellen kann man auch sein „Altglas“ oder auch größere Kartons loswerden. Das gefällt Douaa aus Syrien: „Ich habe einen kleinen Beutel, worin ich die Gläser (wie Marmelade, Pesto usw.) sammle, damit ich sie am Ende der Woche in den Glascontainer entsorgen kann. Was ich auch wirklich gut finde: dass es Anlaufstellen, Flohmärkte und Tauschbörsen für gebrauchte Kleidung gibt, die man nicht mehr haben möchte – die aber dafür jemand anders glücklich macht.“

MITEINANDER TEILEN FÜR DIE UMWELT

Weil die Ressourcen der Erde knapper und die Menschen weltweit zahlreicher werden, liegt es auf der Hand, dass es sinnvoll ist, sich bestimmte Produkte nicht neu zu kaufen. Alternativen dazu gibt es in erstaunlich vielen Bereichen, besonders auch in deutschen Unistädten. Ein paar Beispiele: Warum ein druckfrisches Buch kaufen, wenn man es viel günstiger und in gutem Zustand auch gebraucht bekommen kann? Warum eine neue Jeans, wenn es im Second-Hand-Shop eine Alternative gibt, die genauso gut passt und aussieht? Warum alle paar Jahre ein unbenutztes Smartphone oder Tablet, wenn in „Refurbished”-Läden ähnliche Modelle gebraucht angeboten werden – technisch durchgecheckt und mit voller Garantie?

Wenn man bereit ist, ein paar alte Gewohnheiten über Bord zu werfen, bleibt am Ende des Monats deutlich mehr Geld im Portemonnaie übrig und man tut nebenbei auch etwas Gutes für unseren Planeten.

Jinmeng sitzt an einem Computerarbeitsplatz in der Bibliothek
Auch das heißt Teilen: An praktisch jeder deutschen Uni gibt es Bibliotheken und kostenlose Internetplätze.© Jinmeng
Jinmeng sitzt in der Bücherei und liest Magazine
Jinmeng liest auch gerne einige der in der Bibliothek erhältlichen Zeitschriften und Magazine.© Jinmeng
Ein Gerät zum Leihen und Rückgeben von Büchern
Bücher ausleihen und zurückgeben funktioniert über solche Terminals ganz einfach. © Jinmeng

TOO GOOD TO GO, UNVERPACKT & FOODSHARING

Die Philosophie des Teilens und Weitergebens hat auch vor deutschen Mensen, Kantinen, Restaurants und Supermärkten nicht Halt gemacht. Zubereitetes Essen, das am Vortag nicht verbraucht wurde oder Lebensmittel, die nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum, aber noch voll in Ordnung sind (too good to go), kannst du dort oft sehr günstig bekommen. In so genannten „Unverpackt“-Läden kannst du Lebensmittel ohne überflüssige Verpackungen kaufen. Und auch die clevere Idee des Foodsharings unter Privatpersonen wird gerne angenommen. Das funktioniert so, dass per App zum Beispiel jemand mitteilt „Ich habe noch eine halbe Schüssel Nudelsalat, die ich wohl nicht mehr essen werde“ und jemand anders antwortet „Alles klar, ich hole sie mir gleich bei dir ab“. Das funktioniert besonders gut in kleineren Orten oder Univierteln mit kurzen Wegen – und man schließt auch zugleich noch eine Menge neuer Kontakte mit anderen Menschen, die den Wert von Lebensmitteln schätzen und für die die Mülltonne keine Option ist. Außerdem gibt es immer mehr Studierende, die auf dem Balkon oder im Garten gemeinsam Obst, Gemüse und Kräuter anbauen. Die zunehmende Beliebtheit von vegetarischen oder veganen Lebensmitteln hat den positiven Nebeneffekt, dass so der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert wird.

GÜNSTIG UND SAUBER UNTERWEGS

Ob kurze, mittlere oder längere Strecken: Deutschland hat ein hervorragend ausgebautes Netz an Verkehrsmitteln. Man kommt unkompliziert und sicher von A nach B und wieder zurück. Und das sogar erstaunlich zuverlässig und pünktlich, so Nathaly aus Peru: „Wenn ich eine Sache bei meinem Aufenthalt in Deutschland gelernt habe, ist es der hohe Stellenwert von Pünktlichkeit. Das trifft auch auf die Busse zu, die überraschenderweise genau dann kommen, wenn sie es sollen. Für mich ist das bis heute verblüffend.“

Eine Gruppe vor dem Eingang einer U-Bahn Station
Eine Gruppe vor dem Eingang einer U-Bahn Station© DAAD/ Henning Ross

Für Fernstrecken gibt es neben der staatlichen Deutschen Bahn (DB) auch private Anbieter, die in der Regel etwas preisgünstiger sind. Und für kürzere und mittlere Strecken wurde 2023 das „Deutschlandticket“ eingeführt, das eine echte Mobilitäts- und Preisrevolution darstellt. Für nur 49 Euro im Monat kann damit jede Person in Deutschland unbegrenzt alle lokalen und regionalen Verkehrsmittel benutzen – egal ob Bus, U-Bahn, S-Bahn oder Regionalzug.

 

Zwei Räder sind oft besser als vier

Das „gute alte“ Fahrrad gilt es in diesem Zusammenhang natürlich nicht zu vergessen. Für Fahrrad-, E-Bike- oder E-Roller-Fans gibt es in Deutschland, besonders in Unistädten, eigene breite Fahrradstraßen, die nur für sie bestimmt sind und intensiv genutzt werden. Wenn du das mal erleben willst, empfehlen wir dir einen Ausflug in eine typische Zweirad-Stadt wie zum Beispiel Münster oder Heidelberg.

Anna ist aufgefallen, dass die Deutschen selten etwas wegwerfen. Stattdessen verschenken sie es in Kisten vorm Haus oder bringen Kleidung zu Second-Hand Läden. Erfahre in diesem Video mehr über die Nachhaltigkeit der Deutschen.