Wer als Eltern studiert muss oft mehrere Sachen gleichzeitig erledigen.
Wer als Eltern studiert muss oft mehrere Sachen gleichzeitig erledigen. © DAAD/Henning Ross

Studieren als Eltern

Ein Studium mit Kind kann eine große Herausforderung sein, aber auch eine Zeit voller wertvoller Erfahrungen. In Deutschland gibt es viele internationale Studierende, die auch Eltern sind. Lilit und Sifat berichten, wie sie diese Herausforderung meistern.

Die Realität studierender Eltern

Für Lilit und Sifat bedeutet Studieren mit Kind, ständig einen Balanceakt zwischen den Anforderungen der Hochschule und den Bedürfnissen ihrer Kinder zu vollführen. Lilit, die an der Hochschule Flensburg studiert, und Sifat, die an der Universität Landau eingeschrieben ist, wissen, wie wichtig es ist, flexibel und gut organisiert zu sein. „Man muss oft kreativ sein, um alles unter einen Hut zu bekommen“, erzählt Sifat, deren Sohn Sifran 2020 geboren wurde.

Auch Lilit hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie brachte im Dezember 2023 ihre Tochter Luisa Franka zur Welt, nur zwei Tage nach ihrem eigenen Geburtstag. „Ich habe mein Studium während der Schwangerschaft pausiert, ohne Prüfungen abzulegen, aber ich wollte eingeschrieben bleiben, um später nahtlos weitermachen zu können“, berichtet sie.

Lilit und ihre Tochter Franka sitzen am Schreibtisch. Lilit liest ein Buch.
Lilit und ihre Tochter Franka © DAAD/Henning Ross

Gemeinsam stark

Lilits Schwangerschaft verlief kompliziert, was zu einem längeren Krankenhausaufenthalt und einem geplanten Kaiserschnitt führte. Dennoch belegte sie, unterstützt von Professoren und Prfofessorinnen und Kommilitoninnen und Kommilitonen, fünf Fächer bis zur Geburt. „Die Hochschule setzte für mich die Anwesenheitspflicht aus und ermöglichte mir, an Gruppenarbeiten online teilzunehmen“, erinnert sich Lilit. Diese Unterstützung war für sie von unschätzbarem Wert.

Sifat hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Ihr Alltag ist geprägt von sorgfältiger Planung. Besonders die Prüfungszeit stellt eine große Herausforderung dar. „Ich habe mich frühzeitig über Kinderbetreuungseinrichtungen informiert, weil die Wartelisten lang sein können“, erzählt sie. Einmal pro Woche nutzt sie die Kinderbetreuung an ihrer Universität, und die Kinderbibliothek bietet Sifats Sohn Sifran einen Ort zum Spielen, während sie lernt.

Wissenswertes

  1. Elterngeld: Bis zu 14 Monate, 300-1.800 Euro monatlich. 
  2. Kindergeld: 250 Euro monatlich pro Kind.
  3. Kitas: Viele Unis bieten eigene Kitas, aber eine frühe Anmeldung ist wichtig.
  4. Tagesmütter/ Tagesväter: Flexible Betreuungsalternative
  5. Studierendenwerke: Beratung und Unterstützung für Eltern.
  6. Familienbüros: Unterstützung bei Studienorganisation.
  7. Jugendämter: Hilfe bei administrativen Aufgaben.
  8. Urlaubssemester: Bei Schwangerschaft und Elternzeit möglich.
  9. Mutterschutz: 6 Wochen vor und 8 Wochen nach Geburt.

Initiativen und individuelle Lösungen

Trotz ihrer unterschiedlichen Studienorte teilen Lilit und Sifat eine gemeinsame Erfahrung: den Mangel an Infrastruktur für Eltern an ihren Universitäten. „Flensburg ist eine großartige Hochschule, aber es fehlt an Wickeltischen und Stillräumen“, erklärt Lilit. Sie engagiert sich aktiv dafür, dass die Hochschule in Zukunft bessere Bedingungen für Eltern schafft. Sifat teilt diese Ansicht: „Jede Universität sollte eine Kita haben. Es ist eine notwendige Unterstützung für uns Eltern.“

 

„Ohne die Hilfe meiner Freunde wäre vieles nicht möglich gewesen“

Sifat

Beide Frauen betonen die Bedeutung des sozialen Umfelds. Sifat hebt hervor, wie wichtig die Unterstützung ihrer Kommilitonen und Kommilitoninnen und das internationale Büro der Universität sind. „Ohne die Hilfe meiner Freunde wäre vieles nicht möglich gewesen“, sagt sie. Auch Lilit kennt diese Situation gut und betont, dass man sich nicht scheuen sollte, um Hilfe zu bitten.

Douaa, Can und Lilit mit Franka unterwegs auf dem Campus
Douaa, Can und Lilit mit Franka unterwegs auf dem Campus© DAAD/Henning Ross
 

Unterstützung durch den Staat und Organisationen

Deutschland bietet zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende mit Kindern. Hier sind einige wichtige Punkte und Organisationen, die helfen können:

Lilit und Franka kochen gemeinsam mit Can und Linh in einer Küche
Lilit und Franka kochen gemeinsam mit Can und Linh© DAAD/Henning Ross

Familie und Studium in Einklang bringen

Lilit und Sifat zeigen, dass es trotz aller Herausforderungen möglich ist, Studium und Familienleben erfolgreich unter einen Hut zu bringen.

Ihre Geschichten bieten wertvolle Einblicke und ermutigen andere Studierende, den Sprung zu wagen und sich nicht von Hindernissen abschrecken zu lassen. Mit der richtigen Unterstützung und einer positiven Einstellung lässt sich vieles erreichen.

 

Erfolgreich studieren und Eltern sein: Tipps und Ermutigungen

Lilit und Sifat raten dazu, sich frühzeitig zu informieren und alle notwendigen Unterlagen vorzubereiten, da der Aufwand erheblich sein kann.

„Das Studium und die Elternschaft sind beides Vollzeitjobs“, sagt Sifat. „Aber mit guter Organisation und einem starken Netzwerk ist es machbar.“

Lilits abschließende Botschaft an andere Studierende ist klar: „Es gibt keine perfekte Zeit, ein Kind zu bekommen. Studieren und Mutter zu sein ist eine Herausforderung, aber mit Motivation und der richtigen Unterstützung geht es.“  Auch Sifat ermutigt andere Eltern, den Weg zu gehen: „Das Ziel im Auge zu behalten, hilft. Es ist eine Achterbahnfahrt, aber eine, die es wert ist.“

From our Community

Testimonial Sifat aus Bangladesch
Testimonial Sifat aus Bangladesch© DAAD/Henning Ross

Why I study Environmental Sciences – Sifat

Video abspielen