Je näher man seiner Heimat kommt, desto ängstlicher wird man.
Ich lebe und studiere seit zweieinhalb Jahren in Germersheim und konnte aufgrund der Coronasituation in den letzten beiden Jahren wegen begrenzten Flugverbindungen und hohen Preisen nicht nach China fliegen, obwohl ich starkes Heimweh hatte. Da sich die Lage nun verbessert hat und ich im kommenden Sommersemester nicht viele Veranstaltungen in Germersheim habe, habe ich mich entschieden, im Juni meine Familie in China zu besuchen.
Als ich China verließ, hatte ich gerade mein Bachelorstudium abgeschlossen und war voller Vorfreude auf Deutschland. Tatsächlich war das Studium in Deutschland eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Jetzt wo ich nach China zurückkehre, bin ich kurz davor, meinen Master zu beenden, und ich bin sehr aufgeregt.
Der Flug von Deutschland nach China dauert etwa elf Stunden. Schon im Flugzeug sind viele meiner chinesischen Landsleute.
Während meiner Zeit in Deutschland hatte ich immer das Gefühl, wie eine Pusteblume zu sein, die treibt und treibt, ohne jemals zur Ruhe zu kommen. Jetzt, im Flugzeug nach Hause, habe ich das Gefühl, dass meine Wurzeln bereits zur Hälfte geschlagen sind.
Jinmeng
Vor meiner Rückkehr nach China gibt es viele Dinge, die ich erledigen muss. Da ich nächstes Semester in Norwegen studieren möchte, werde ich nicht mehr in meiner WG in Deutschland wohnen. Deshalb muss ich meine Wohnung in Deutschland kündigen und mit dem Vermieter über die Kaution verhandeln. Darüber hinaus muss ich meine monatliche Bahnkarte kündigen und einige andere Verträge beenden. In China muss ich auch viele Dinge im Voraus vorbereiten. Zum Beispiel die Probleme mit der SIM-Karte, die Reservierung von Zugtickets und die Planung meines Programms nach der Ankunft. Ich möchte meine Familie wiedersehen, aber ich möchte nicht sofort zusammenkommen – es gibt ein altes chinesisches Sprichwort: Je näher man seiner Heimat kommt, desto ängstlicher wird man. Je näher der Tag der Heimkehr rückt, desto ängstlicher werde ich: Ich habe Angst, die Erwartungen meiner Eltern zu enttäuschen, und ich habe Angst, dass mein Zuhause nicht der sichere Hafen ist, den ich in den letzten zwei oder drei Jahren nicht vergessen konnte.
Als Teenager dachte ich, dass ich in meinen Zwanzigern weniger verwirrt sein würde. Aber jetzt, da es mehr Möglichkeiten gibt, scheint es, dass ich einige neue Sorgen habe.
So ist das Leben!